Lang, lang ist es her, aber es gab wirklich noch Zeiten, wo unsere Politiker nicht ständig darüber nachdachten, wie dem Hund am besten das Fell über die Ohren gezogen werden kann, um es in klingende Münze umzusetzen und das Steuersäckchen praller zu füllen. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass man mit dem vom Bürger erwirtschafteten Taler noch gewissenhafter umzugehen wusste und das Wort "Haushaltsloch" noch weitgehend ein Fremdwort war.
Wie auch immer, die "Häuptlinge" unserer Stadt hatten damals nicht nur ein Herz für Hunde, sondern auch noch viel Verständnis für außergewöhnliche Bürgeranliegen.

Ein originelles Mitbringsel aus der Stadt, in der die jeweils teilnehmende Pudelgruppe ihren Sitz hatte, war Bedingung einer Klubsternfahrt. Diesen Spaß wollten wir uns mit unseren Pudelchen nicht entgehen lassen zumal das originellste Mitbringsel im Anschluss prämiert werden sollte.
Natürlich waren wir zu allen Schandtaten bereit und überlegten tagelang, was unsere Stadt wohl Originelles zu bieten habe, was man auch noch einfach so mitnehmen konnte. Zu einem Ergebnis aber kamen wir zunächst nicht.

Über Nacht kam die "Erleuchtung". Die Fußsocken vom Bürgermeister wären doch ein originelles Mitbringsel. Schließlich seien es nicht irgendwelche Socken sondern die Socken vom Bürgermeister. Das Gelächter darüber war groß und natürlich auch die Bedenken, ob der Bürgermeister für so eine verrückte Idee überhaupt Verständnis hatte.Trotz der Bedenken einiger Pudelfreunde folgte am nächsten Tag prompt der Gang ins ehrwürdige Rathaus. Doch unser Bürgermeister war nicht im Hause, er war auf Reisen. Was nun?
Da die Not bekanntlich erfinderisch macht, mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen, denn die Zeit drängte. So sprachen wir zum großen Gelächter der städtischen Mitarbeiter einfach beim damaligen Stadtdirektor vor und baten ihn kurzerhand um den Fußabtreter des Rathauses. Amüsiert über das außergewöhnliche Bürgeranliegen wurde unserem Bittgesuch stattgegeben. Der Fußabtreter aber genügte nicht alleine. Schließlich musste doch auch der Beweis geführt werden, dass es sich wirklich um die "amtliche Matte" des Rathauses handelte. Aber auch dieser Bitte wurde entsprochen allerdings mit der Auflage, dass der Fußabtreter am nächsten Tag zurück gebracht werden müsse.

Mit der Fußmatte und der behördlichen Bescheinigung als Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um die "amtliche" Fußmatte des Rathauses handelte, ging es mit einem ansehnlichen Pudelkonvoi auf die Reise und ans Ziel der Sternfahrt.

Natürlich hatten sich unsere Mühen letztlich gelohnt, denn am Ende der Reise mussten selbst die Juroren bei der Bewertung der vielen originellen Mitbringsel eingestehen, dass sie zwar schon von amtlichen Siegeln, amtlichen Formularen und amtlichen Schriftstücken aber noch nie von einer "amtlichen" Fußmatte gehört hatten und befanden, dass dieses Mitbringsel mit dem beigefügten Echtheitszertifikat, welches sogar vom Stadtdirektor eigenhändig unterschrieben und abgestempelt worden war, den ersten Preis verdient hatte.

Die pünktliche Rückgabe der nunmehr preisgekrönten "amtlichen" Fußmatte vom Rathaus, beflügelte im Anschluss die großen Tageszeitungen über diese verrückte Idee, mit viel rheinischem Humor zu berichten.

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